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Kunst kann sehr viel bewegen - mit kleinsten Mitteln.


Kann es sein, dass trotz Globalisierung und Hochtechnologie, trotz unseres immensen Wohlstands, es immer noch Menschen auf dieser Welt gibt, die so wenig haben, dass sie oft noch nicht einmal satt werden? Laut dem aktuellen Bericht der FAO und der WHO haben zwischen 720 und 811 Millionen Menschen auf der Welt nicht genug zu essen. Das ist praktsich jeder zehnte und mehr als 24.000 von ihnen sterben täglich den Hungertod. Die meisten unterernährten Menschen leben in Asien und Afrika. 22 Prozent der Kinder unter 5 Jahren sind zu klein für ihr Alter. Das wird von der Weltgemeinschaft offenbar hingenommen - oder auch verdrängt?

 

Ich stellte mir die Frage, wie ich mit meinen zur Verfügung stehenden Mitteln daran etwas ändern könnte. Wie könnte man für dieses Thema möglichst viel Aufmerksamkeit erzielen, obwohl die meisten Menschen in unserer Welt für solche Botschaften inzwischen desensibilisiert sind? Diejenigen, denen ich von meinem Vorhaben erzählte, bestätigten das mit ihrer Reaktion und stellten mich in die Ecke zu den "Idealisten und Gutmenschen". Man verwies auf die abschreckenden Bilder von hungernden Menschen, die zwar anrühren, jedoch von den meisten lieber verdrängt werden, anstatt sich damit zu konfrontieren.


ABER es ist eine, wenn nicht DIE Fähigkeit der Kunst, Widersprüche zu etwas ganz Neuem zu vereinen. Sie schafft es, die Komponenten, die sich oft schon im Kern abstossen, mit den Mitteln der Ästhetik ganz nahe zusammenzubringen. Daraus entsteht eine Spannung, die so groß ist, dass sie eine unmittelbare Reaktion bei den Betrachtern auslöst. Sei es "nur" darüber nachzudenken oder sogar aktiv für oder gegen etwas zu handeln. Es ist die gute Idee, die einen Sog entwickelt und uns aktiviert.


Diesem Gedanken folgend entschied ich, die arme und reiche Welt zu einer Art „Metasymbol“ zusammenbringen - mit klarer Einfachheit: Ich buk ein Brot und hinein kamen Diamanten im Wert von 50.000 Euro, die ein Nürnberger Juwelier zur Verfügung stellte. Er war der erste, den die Idee überzeugte. Das „Teuerste Brot der Welt“ war geschaffen. Es sollte in seiner ganzen Widersprüchlichkeit ein Sinnbild für die Überwindung der Kluft des Wohlstands und den hungernden Armen sein und ein spannungsreiches Zeichen für einen Spendenaufruf zugunsten einer Hilfsorgansation.


Was ich vergaß, ist, dass der Kunst oftmals Widerstände entgegengesetzt werden.
Für die Sammlung von Spenden und ihren sinnvollen Einsatz wollte ich eine namhafte Hilfsorganisation gewinnen, die das „Brot" schon im Namen trägt. Das hört sich logisch und einfach an, war aber genau das Gegenteil. Man lehnte die Zusammenarbeit und damit auch die Spenden ab, weil man sich vor den Diskurs scheute und eine Schädigung des Ansehens des „Markennames“ befürchtete. Schon diese Zwänge, denen sich eine so große Hilfsorganisation ausgesetzt sieht, machen nachdenklich. Aber ich konnte das nachvollziehen. Es war eine bewußte Provokation, die ich als Künstler erzeugte. Wie würde sie von der Gesellschaft aufgenommen werden?

 

Der Juwelier, bekam auf diese Nachricht hin auch Bedenken und stellte das Projekt in Zweifel. Die Wirkung der guten Idee hatte nachgelassen und ich musste neues Vertrauen schaffen. Nach vielen Telefonaten und Gesprächen mit anderen Organisationen konnte ich schließlich die „Welthungerhilfe“ als Partner gewinnen. Mein Ansprechpartner dort war sehr erfahren und kompetent und konnte mir in vielen Dingen, gerade was das Thema Vertrauen anging, weiterhelfen.


Doch dann kam der zweite Rückschlag. Um eben maximale internationale Aufmerksamkeit zu bekommen, hatte ich das „Teuerste Brot“ als Rekordversuch für das "Guinessbuch der Rekorde" angemeldet. Allein der Antrag zur Anmeldung kostete über 500 €. Dafür würde man aber erst den Antrag überprüfen. Eine Anerkennung und Durchführung durch einen offiziell anerkannten Schiedsrichter war also nur zu erhoffen. Erst nach mehrmaliger Nachfrage kam ein Schreiben mit kurzer Ablehnung des Antrags. Die Begründung gab es erst nachträglich im Telefonat: "Jeder könnte ja ganz einfach das teuerste Brot backen, wenn er etwas Wertvolles hineintun würde." Richtig, so wie eben jeder einfach den längsten Golfschläger der Welt bauen kann, wenn er ihn nur lang genug machen würde (4,37 m), wie z.B. bei dem anerkannten Rekord des Dänen Karsten Maas. Der prinzipielle Unterschied hat sich mir nicht erschlossen, aber das Geld war verloren, noch bevor ein Cent eingesammelt wurde.


Wie sollte ich nun die nötige Aufmerksamkeit erzeugen, um die Spenden zu generieren? Mir war klar, dass man heutzutage wenig bekommt, wenn man nur die Hand bzw. die Spendendose hinhält. Es musste eine Art Kampagne kreiert werden, die die Menschen errreicht.

 

Zusammen mit dem Juwelier veranstalte ich also ein großes Frühstück bei dem die spendenen Gäste in einem der Brötchen einen echten Diamanten finden konnten. Den durfte der Finder behalten. Zusammen mit der örtlichen Presse, die ich davor zum kleinen Vor-Frühstück in der Fußgängerzone einlud, habe ich die Werbetrommel für das Event gerührt. Ich habe außerdem die Passanten an meinen Tisch eingeladen und mit ihnen tagelang über das Problem der Ungleichverteilung in der Welt und den Hunger gesprochen. Die Menschen hatten wirklich viel zu sagen und man spürte die riesige Kluft zwischen vermeintlich ignoranter Öffentlichkeit und nachdenklichen Individuen. Das machte ich bei der Presse zum Thema und der Diskurs war eröffnet. Das teuerste Brot bekam Schlagzeilen in über 40 Print, Funk und TV Beiträgen.

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„Das von mir gebackene ist vielleicht "Das teuerste Brot der Welt". Das wertvollste ist das in den Händen einer/s Hungernden."

Immer neue Widrigkeiten

Für den großen Tag war Catering für 200 Menschen an einem der schönsten Plätze Nürnbergs, den Unschlittplatz, geordert. Es waren Künstler für eine Performance engagiert und das Brötchen mit dem Diamanten darin war gebacken. Aber die Welle auf der ich das Projekt sah, nahm einen neuen Tiefgang. Trotz des ursprünglich vorhergesagten sonnigen Tages im September änderte sich die kurzfristige Wetterprognose auf 6 Grad und Regen. Wir haben daraufhin versucht einen nahegelegenden Saal zu mieten, was aber scheiterte. Am Ende konnten wir zwar für Heizstrahler und Sonnenschirme sorgen, was aber die Veranstaltung nur bedingt rettete. Die Enttäuschung war riesig. Statt der erwarteten 200 Gäste kamen nur ca. 60. Die Spendengelder hielten sich im kleinen Rahmen. Die anwesende Presse schlug sogleich in die Kerbe, um mich als "naiven Brunnenbauer für die dritte Welt" zu bezeichnen, der nur "kleine Brötchen gebacken bekommt"...

... die am Ende hilfreich sind

Wenn man Kunst machen will, bewegt man sich in Grenzbereichen, eckt ständig an und lernt daher viel einzustecken. Die Kunst ist jedoch nie am Ende. Deswegen gilt es jede Idee immer noch ein Stück weiter zu denken. Die vielen Gespräche am Frühstückstisch hatten mir klar gemacht, dass die Menschen im Kern ein Problem mit dem Vertrauen hatten. So sah ich es künstlerisch motiviert, dies zu thematisieren. Für den "Blick ins Innere" hatte ich eine Röntgenaufnahme des Brotes im Krankenhaus Nürnberg machen lassen. Gleichzeitig konnten Drucke davon zum Verkauf angeboten werden, um zusätzliche Spendengelder sammeln zu können. Ein paar Sammler waren ausgerechnet durch jenen negativen Pressartikel darauf aufmerksam geworden und haben ein paar Tage nach dem Event Drucke gekauft. Das war die Rettung für die Spendenaktion. Wir konnten dadurch und mit den Spenden des Juweliers doch noch einen guten fünfstelligen Betrag sammeln und der Welthungerhilfe für tolle Förderprojekte in Afrika übergeben. Wie ich erfuhr, war auch ein Brunnen dabei.

"Die Welt passt inzwischen auf die Fläche eines Brotes, dann lasst uns danach handeln.“

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Der limitierte Druck des Röntgenbildes des teuersten Brotes der Welt kann für eine direkte, nachgewiesene Spende von mindestens 1000 Euro an die Welthungerhilfe erworben werden.

Die ganze Story

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